Ein nachhaltiger Neubau im südlichen Speckgürtel Berlins

Etwa 20 Fahrminuten vom Flughafen BER entfernt im beschaulichem Örtchen Motzen, idyllisch am Motzener See gelegen, planen wir einen Neubau zweier Mehrfamilienhäuser. Hier entwickeln wir unser Pilotprojekt für nachhaltiges Bauen, was für uns eine besondere Bedeutung hat. An diesem Objekt werden wir erproben, was wir mit unseren Möglichkeiten realisieren können und was nicht.

Unsere Vision ist, unser Immobiliengeschäft nachhaltig und zukunftsfähig zu transformieren. Hierfür müssen wir echte Erfahrungen sammeln, wie nachhaltiges Bauen in der Praxis funktionieren kann. Deshalb werden wir manche Dinge einfach ausprobieren. Unser Projekt in Motzen wird in gewisser Weise eine Blaupause für uns und vielleicht auch für Euch.

Viktoria Hagenstedt, M.Sc. Architektur bei der PSD KVG GmbH

Viktoria Hagenstedt,
Projektentwicklerin Immobilien
PSD Berlin Immobilien KVG GmbH

Motzen: Ein paar Worte zum Standort

 

Der Ortsteil der Gemeinde Mittenwalde im Landkreis Dahme-Spreewald ist im Aufschwung. Die Ortschaft profitiert von der Nähe zu Berlin. Darüber hinaus ist Motzen mit seiner grünen Umgebung und dem angrenzenden See ein attraktiver Wohnort für viele Stadtbewohner, die sich nach mehr Natur und Ruhe sehnen. Eine gute Voraussetzung für Neubauprojekte.

Bei unserem Projekt handelst es sich um einen kompletten Neubau, bei dem auch Flächen versiegelt und Bäume gefällt werden. Der Kontrast zur Nachhaltigkeit ist uns durchaus bewusst. Eine wachsende Gemeinde benötigt allerdings neuen Wohnraum für Zugezogene und es ist unser Anspruch, diesen so nachhaltig und umweltschonend wie möglich zu realisieren.

Weniger gut sind die Voraussetzungen des Grundstückes selbst. Das Baugrundstück in Hanglage ist lediglich 24 Meter breit, sodass bei maximaler Baubreite gemäß Bebauungsplan zum Teil nur noch 3 Meter zur Grundstücksgrenze übrig bleiben. Für die Bauausführung ist das eine höchstknifflige Aufgabe die von den Planern en detail koordiniert werden muss.

Soziale Nachhaltigkeit im Fokus

Im Sommer 2022 stellten wir unser Vorhaben persönlich im Motzener Rathaus vor. Der Gemeinderat nahm unserem nachhaltigen Ansatz offen und wohlwollend zur Kenntnis. Den Gemeinderäten war es ein besonderes anliegen, auch für ältere Menschen, die sich räumlich verkleinern möchten, geeignete Wohnangebote machen zu können. Ebenso gab es Sorgen wegen möglicher Gentrifizierung und übermäßiger Nachverdichtung.

Diese Sorgen konnten wir zerstreuen, da die Wünsche der Gemeinde gut zu unserer Gesamtstrategie passen. Wir entwickeln weder Luxusappartements, noch subventionierte Wohnformen, sondern für die breite Bevölkerung erschwinglichen und alltagstauglichen Wohnraum.

Mobilität auf dem Land

Auf diese Auflage hätten wir sehr gerne verzichtet. Für jede Wohneinheit muss ein PKW-Stellplatz zur Verfügung stehen. Im Berliner Stadtgebiet undenkbar, aber im ländlichen Raum absolut unverhandelbar. Nach einem Blick auf die Infrastruktur des örtlichen Nahverkehrs konnten wir das auch nachvollziehen.

Aufgrund der Beschaffenheit des Grundstücks ist dies nur über eine Tiefgarage zu bewerkstelligen. Hierbei müssen wir notgedrungen und schweren Herzens auf Beton zurückgreifen. Mit allen Konsequenzen wie den großen Kosten und der deutlichen Verschlechterung unseres CO2-Fußabdrucks.

Diese Thematik zeigt den Teufelskreis, in dem viele nachhaltige Ansätze gefangen sind. Motzen liegt in Autobahnnähe, wodurch beispielsweise Berlin in kurzer Zeit mit dem Pkw erreichbar ist. Durch die mangelhafte öffentliche Verkehrsinfrastruktur sind die Anwohner auf ihr Auto angewiesen. Die Regelung, dass jede Wohnung einen Pkw-Stellplatz haben muss, setzt kaum Impulse, dies zu verändern. Solange das Auto alternativlos ist, werden nachhaltigere Mobilitätskonzepte einen schweren Stand haben.

Nach diesen und weiteren Klärungen sowie der Einholung von Boden- und Baumgutachten, einem Lüftungsgutachten für die Tiefgarage und einem ausgearbeiteten Entwässerungskonzept, um nur einige zu nennen, konnten wir Ende August 2022 den Bauantrag einreichen.

Doch nicht nur die Nachforderungen halten uns auf Trab. Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit.

Der richtige Baustoff: nachhaltig und regenerativ

 Wer nachhaltig bauen möchte, muss sich für die richtigen Baumaterialien entscheiden. Hier gibt es nicht den einen wahren Weg. Stahl und Beton haben eine schlechte CO2-Bilanz und sind für nachhaltige Immobilien nicht geeignet. Die Tiefgarage aus Beton genügt da völlig. Nachhaltiger Carbonbeton existiert zwar, ist aber noch nicht zur Genüge erprobt. Neben den großen Kosten, fehlten uns einfach die Erfahrungswerte, dieses Risiko einzugehen.

Wenn Ihr bereits Erfahrungen mit Carbonbeton gemacht habt, teilt sie uns gerne mit.

Neue Partner

Aus diesen Gründen haben wir uns für eine Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Partner und Partner entschieden, Spezialisten für nachhaltiges Bauen mit Holz und zirkulären Baukonzepten. Ihr Ansatz hat uns überzeugt. Der Baustoff unserer Wahl ist Holz.

Unsere neuen Partner stellten auch den Kontakt zu einem Startup namens Madaster her. Mit deren Hilfe speisen wir die einzelnen Gebäudeteile unseres Bauvorhabens in eine Datenbank ein, um diese für eine Wiederverwendung bzw. Recycling zu klassifizieren. So können die Immobilien auch nach der Abschreibung noch Rohstoffe und Werte binden, welche realisiert bzw. verwendet werden sollen.

Das Grundstück ist beinahe komplett bewachsen. Damit gebaut werden kann, müssen auch einige Bäume gefällt werden. In dem 66 Seiten langen Baumschutzgutachten ist genau benannt, welche Bäume sich in welchem Zustand befinden, welche Bäume erhalten werden müssen und wie mit kranken Bäumen verfahren werden muss. Für die gesamte Bauphase wurde eine ökologische Baubegleitung in Form einer Umweltbaubegleitung mit der Zusatzqualifikation „baumfachliche Baubegleitung“ konsultiert. Diese fungiert als unabhängiges Bindeglied zwischen dem Bauherren und den Belangen des Naturschutzes.

Große Sorge bereiteten uns die Spechtlöcher in einigen Bäumen. Wären diese von Fledermäusen bewohnt gewesen, hätten diese sehr aufwendig umgesiedelt werden müssen. In diesem Fall haben wir Glück gehabt.

Im Augenblick bangen wir darum, die Baumfällgenehmigung pünktlich zu erhalten, da die Bäume zwischen März und Oktober nicht gefällt werden dürfen. In dieser Zeit sollen brütende Vögel ungestört ihren Nachwuchs aufziehen können. Die Holzfäller stehen in den Startlöchern – nur die Genehmigung lässt auf sich warten. Für die gefällten Bäume werden an anderer Stelle Neue gepflanzt.

Maximale Energieautarkie

Ein großes Ziel des Projektes ist eine maximale Energieautarkie. Um diese zu gewährleisten, planen wir zusammen mit einem weiteren Partner ee concept eine Kombination aus Geothermie und Photovoltaik. Zur geothermischen Umsetzung mussten zunächst aufwendige Probebohrungen durchgeführt werden. Auch hierfür gibt es Genehmigungsverfahren seitens der Wasserbehörde. Auf die Ergebnisse warten wir noch.

Das Team bei den Probebohrungen
Die Bohrmaschine für Probebohrungen

So fordernd unser Vorhaben auch ist, so groß ist unser Gewinn an Erfahrung. Bald werden wir noch mehr über Baustoffe und das zirkuläre Baukonzept schreiben.

Wir halten euch über die weitere Entwicklung des Projektes auf dem Laufenden. An welchen Projekten arbeitet Ihr gerade? Was probiert Ihr aus, um Eure Neubauten nachhaltig zu gestalten? Wir sind gespannt auf Euren Input.