Nachkriegsgebäude nachhaltiger machen

Die nachhaltige Transformation von Bestandsgebäuden kann herausfordernd sein. Jedenfalls wenn man schon mitten in der Planung steckt und der finanzielle Aspekt eine Rolle spielt. Eines unserer Projekte in Berlin hat uns das deutlich vor Augen geführt. Für eine nachhaltige Wende ist es jedoch unabdingbar, adäquate Lösungen für den Immobilienbestand zu finden. Schließlich können wir nicht alle Gebäude einfach neu bauen. Außerdem fällt der Großteil des CO-Ausstoßes einer Immobilie auf den Bau.

Bei unserer geplanten Sanierung sowie dem Ausbau haben wir uns intensiv damit auseinandergesetzt, welche Potenziale noch in unserem Betonkasten schlummern.

Viktoria Hagenstedt, Architektin

Viktoria Hagenstedt,
Projektentwicklerin Immobilien
PSD Berlin Immobilien KVG GmbH

Wie machen wir unser Nachkriegsgebäude nachhaltig?

Zur Erinnerung

In unserem Bestand befindet sich eine gut 60 Jahre alte Wohnimmobilie, welche wir sanieren sowie durch einen Dachgeschossneubau und einen Neubau nachverdichten möchten.

Außerdem soll das Ganze nachhaltiger werden. Über Flächenentsiegelung und soziale Nachhaltigkeit haben wir bereits berichtet. Jetzt geht es um die richtigen Materialien für die Baumaßnahmen.

Ein Nachkriegsgebäude in Berlin.

Schlüsselfaktoren bei Nachhaltigkeit: Planung und Timing

Schlüsselfaktor Zeit

Wie bei allen Ambitionen gibt es auch hier den Fallstrick Bürokratie. Als wir das Projekt vor mehreren Jahren geplant haben, spielte Nachhaltigkeit in unserer Strategie, zugegebenermaßen, noch nicht die gleiche Rolle wie heute. Die Baugenehmigung haben wir für eine eher konventionelle Bauweise erhalten. Größere Planänderungen würden aufwendige Genehmigungs- und Abstimmungsprozesse mit den unterschiedlichen Stakeholdern nach sich ziehen. Mit Blick auf Zeit- und Kostenrahmen ist dies keine Option.

Was wir tun können und werden, ist in Zukunft das Thema Nachhaltigkeit bei allen Projekten bereits von Anfang an mitzudenken. Bei einigen unsere aktuell geplanten Neubauprojekte haben wir das bereits getan. Dennoch gibt es auch bei unserer Nachkriegsimmobilie einige Möglichkeiten, das Objekt etwas grüner zu gestalten.

Nachverdichtung aus Holz

Der neue Dachaufbau wird vollständig aus Holz gebaut, einem nachhaltigen und regenerativen Rohstoff, der in der Region Berlin-Brandenburg reichlich vorhanden ist. Der Baustoff Holz wäre auch für das Tragsystem des Neubaus unsere erste Wahl gewesen. In diesem Fall müssten aber größere statische Umplanungen und wie bereits beschrieben aufwändige bürokratische Prozesse erfolgen. Beim nächsten Mal wissen wir es besser und planen diesen Aspekt der Nachhaltigkeit von Anfang an mit ein.

Energie: Abkehr von fossilen Brennstoffen

Einiges bewirken können wir im Energiebereich. Die vorhandene Ölheizung wird entfernt. Stattdessen installieren wir eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, die rund  90 % des Bedarfs an Wärme leisten kann.

Die Restwärme wird durch eine Gasheizung erzeugt. Diese moderne Anlage kann zudem auch mit Biogas betrieben werden.

Durch den Einbau der Wärmepumpe sowie einer Dämmmaßnahme mit Mineralwollplatten am Bestand sinken der Energiebedarf und Brennstoffverbrauch enorm.

Das Gebäude wird somit kein Musterbeispiel für Nachhaltigkeit, aber deutlich energieeffizienter und emissionsärmer als zuvor.

Die Sanierung steigert die Energieeffizienz signifikant.

Unser Fazit:

Nachhaltigkeit muss von langer Hand geplant werden. Ansonsten ist das Ganze ökonomisch kaum tragbar und beinhaltet erhebliche bürokratische Mehraufwände. Dennoch sind wir durchaus zufrieden. Eines der absoluten Schwergewichte für unseren CO2-Fußabdruck wurde in seinen Emissionen deutlich reduziert. Ebenso wird der Energiehaushalt unserer Immobilie deutlich effizienter und arbeitet zum Großteil ohne fossile Brennstoffe. Vor allem aber, haben wir im Bereich nachhaltiger Sanierungen viel gelernt, um es bei zukünftigen Projekten besser zu machen.

Was sind Eure Erfahrungen mit Nachkriegsgebäuden? Schreibt es in die Kommentare oder sprecht uns an. Wir sind gespannt.