Funktional, aber nicht nachhaltig

Der nachhaltige Umbau beziehungsweise die Sanierung von Bestandsimmobilien erweisen sich häufig als deutlich herausfordernder als Neubauprojekte. Bei etwa 43,1 Millionen Bestandswohnungen in Deutschland [1] können wir dieses Thema allerdings auf keinen Fall vernachlässigen. Bereits in der Bismarckstraße in Berlin-Steglitz haben wir durch bauliche Sanierungen die Nachhaltigkeit und Energieeffizienz deutlich verbessern können.

Jetzt widmen wir uns einem weiteren Objekt in unserem Portfolio. Es handelt sich dabei um ein etwa 60 Jahre altes Wohngebäude. Wie jedes neue Projekt hält das Nachkriegsgebäude seine ganz besonderen Ansprüche für uns bereit.

[1] Statistisches Bundesamt, 2021

Viktoria Hagenstedt, M.Sc. Architektur bei der PSD KVG GmbH

Viktoria Hagenstedt,
Projektentwicklerin Immobilien
PSD Berlin Immobilien KVG GmbH

Zweck schlägt Ästhetik

Ein Nachkriegsgebäude in Berlin.

Gebäude aus den 60er Jahren sind weder für ihren ästhetischen Anspruch, noch für ihre Energieeffizienz bekannt. Unser Objekt in der Kniephofstraße in Berlin-Steglitz ist da keine Ausnahme. Wie typisch und auch notwendig für diese Zeit, wurde hier mit minimalem Kosten- und Materialaufwand gearbeitet.

Ölheizungen und eine versiegelte Hoffläche sind nur zwei Beispiele für Merkmale, welche wir angehen werden. Neben dem ökologischen Anspruch, aus dem Gebäude mindestens ein KFW-55-Effizienzhaus zu machen, wollen wir außerdem nachverdichten. Durch Aus- und Neubau werden wir neuen Wohnraum schaffen.

Dabei agieren wir gemeinsam mit unseren Partnern von Hell-Architekten, welche Sanierung und Neubau bereits geplant haben und nach erfolgter Baugenehmigung zügig zur Tat schreiten werden. In Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz haben wir hier Gleichgesinnte gefunden, mit denen wir schon lange erfolgreich zusammenarbeiten.

Der Gebäudeblock besteht aus mehreren Einheiten, die einen offenen aspahltierten Innenhof mit sechs Fertiggaragen umgeben. Die unten gezeigten Aufnahmen aus den 20er beziehungsweise 50er  Jahren verraten uns, dass der Blockrand ursprünglich geschlossen war. Die Lücke geht auf Kriegsschäden aus dem Zweiten Weltkrieg zurück.

Unser Plan ist, den Innenhof weitgehend wieder zu entsiegeln, die Garagen zu entfernen und einen Neubau zu errichten, welcher die Lücke zum Innenhof wieder schließt.

Ferner werden wir die Barrierefreiheit verbessern, Sitz und Spielgelegenheiten schaffen sowie Stellplätze für Fahrräder und Rollatoren errichten.

Mit Asphalt versiegelte Hoffläche unseres Nachkriegsgebäudes.
Unser Nachkriegsgebäude von oben. Der Innenhof ist zur Straße geöffnet.

Das Objekt heute. Der innere Bereich liegt offen zur Straße hin.

Luftaufnahme der Immobilie aus den 1920er Jahren. Das damalige Gebäude umschließt den Innenhof.

Aufnahme aus den 1920er Jahren. Der Innenhof ist komplett umbaut.

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Luftaufnahme der Immobilie von 1953. Ein Teil des Gebäudes ist durch den Krieg zerstört worden.

Ansicht von 1953. Deutlich zu sehen: Kriegsschäden am Gebäude.

Das Grundstück muss atmen

Der Schlüsselwert für entsiegelte Fläche ist der Biotopflächenfaktor BFF. Dieser bildet den Quotienten aus den sogenannten naturhaushaltswirksamen Flächen und der Grundstücksfläche. Die jeweiligen Flächentypen lassen sich mit spezifischen Gewichtungen zu diesen naturhaushalstwirksamen Flächen anrechnen.

Der Biotopflächenfaktor BFF errechnet sich aus der Gesamtfläche, der als naturhaushaltswirksam klassifizierten Flächen geteilt durch die Gesamtfläche des Grundstücks.
Beispielhafte Veranschaulichung einiger Grundstücksflächentypen mit jeweiliger Anrechnungszahl zum Biotopflächenfaktor.

Der bestehende BFF-Faktor liegt bei 0,43. Wir möchten ihn auf 0,61 erhöhen

Das S in ESG

Wie profitieren die Mieter? Unser erstes Augenmerk legen wir auf die Verbesserung der Barrierefreiheit. Zum einen durch den geplanten Aufzug, der sowohl für den Neubau als auch für den Bestand benutzbar sein wird. Unsere Intention ist, durch unser Baukonzept keine Gentrifizierung zu forcieren, sondern einen möglichst inklusiven Wohnraum für alles zu schaffen. Deshalb ist der Neubau weitgehend barrierefrei.

Im Innenhof werden wir zwei Sitzbänke sowie einen Kinderspielplatz errichten. Ziel ist, die gegenwärtige trotlsose Asphaltlandschaft in eine deutlich grünere Wohlfühlfläche für die Bewohner, insbesondere Familien, zu verwandeln.

Ebenso planen wir 18 Fahrradstellplätze sowie zwei weitere für Lastenräder. Anders als in ländlichen Gegenden wie beispielsweise bei unserem Projekt in Motzen  sehen wir hier keine Notwendigkeit für PKW-Stellplätzen und sind sehr froh, auf eine Tiefgarage verzichten zu können.

Ebenfalls spannend werden das Energiekonzept und die Dämmstoffe, mit denen wir uns im Bezug auf dieses Projekt befassen. Ihr könnt gespannt bleiben.

Habt Ihr auch Erfahrungen mit Nachkriegsgebäuden? Schreibt gerne eure Erfahrungen und Anregungen in die Kommentare. Wir freuen uns.